Kopftuch-Problematik

Die Kopftuch-Diskussion wird ja schon seit längerer Zeit geführt. Im Zuge der Flüchtlingswelle aus Syrien und der Berichte über muslimisch geprägte Stadtviertel von Brüssel kommt sie zur Zeit wieder verstärkt an die Oberfläche.

Ob es richtig oder notwendig ist, als Muslima ein Kopftuch zu tragen, kann und will ich nicht entscheiden. Ich möchte nur ein wenig beleuchten, was das Thema überhaupt so brisant macht, und aus welchen, daraufgepackten, Gründen es so emotional diskutiert wird.

Als Mann betrifft es mich Im Übrigen auch gar nicht.  Jedoch sehe ich genau in dieser Tatsache schon den ersten Ansatz für Kritik: warum soll etwas für Frauen gelten, für Männer aber nicht?

Unabhängig davon möchte ich aber die individuelle Entscheidung jedes und jeder Einzelnen nicht in Frage stellen. Letztlich kann ich hier nur für mich selbst sprechen und meine persönliche Meinung äußern.

Für mich persönlich gilt: Eine Religion, die nicht meinem Glauben entspricht, kann ich für mich selbst nicht akzeptieren. Was Gott/Göttin von mir will, kann ich mir nicht von irgendjemand anderes sagen lassen, das muss ich selbst erkennen. Ich kann mich dabei an den Erkenntnissen anderer orientieren, aber ich muss diese immer als das betrachten, was sie sind: Aussagen gläubiger Menschen, die diese in ihrer Zeit, entsprechend ihrer eigenen Erfahrungen aufgeschrieben haben. Auch wenn der- oder diejenige noch so sehr behauptet, das Wort Gottes zu verbreiten, ändert das nichts daran, dass es sich immer um die Worte eines Menschen handelt. Das gilt auch und ganz besonders dann, wenn dieses Wort in Jahrhunderte alten Bücher niedergeschrieben ist. Das etwas alt ist, macht es nämlich keinesfalls wahrer.

Andere Menschen mögen das anders sehen, und das ist auch ihr gutes Recht, solange sie nicht wiederum Andere, mehr oder weniger subtil, zwingen wollen, ihnen zu folgen.

Genau im letzten Teil des letzten Satzes ist aber die Brisanz des Kopftuch-Streits enthalten. Ich persönlich denke, dass die meisten Menschen, die etwas dagegen haben, dass Frauen ein Kopftuch tragen, das nicht tun, weil sie diesen Frauen das Recht auf freie Wahl ihrer Kleidung absprechen wollen. Der zugrunde liegende Gedankengang ist m.E. eher folgender:
Der Islam wird als extrem restriktive Religion wahrgenommen, mit vielen detaillierten Regeln und Verboten. In allen muslimisch geprägten Ländern werden Meinungsfreiheit, Religionausübung und die Wahl des individuellen Lebensentwurfs unter den Vorbehalt gestellt, mit dem Islam vereinbar zu sein. In allen muslimisch geprägten Ländern werden Frauen als Menschen zweiter Klasse betrachtet und systematisch unterdrückt. Zumindest stellt sich das einem durchschnittlichen Mitteleuropäer so dar.

Bei uns, in dieser europäisch humanistisch geprägten Gesellschaft, ist das, zumindest gefühlt, anders. Meinungs- und Religionsfreiheit sind unumstritten, Frauen sind, zumindest auf dem Papier, gleichberechtigt. Wenn jetzt eine Muslima ein Kopftuch trägt, wird das von den meisten nicht als Ausdruck ihrer individuellen Freiheit wahrgenommen, sondern als Unterwerfung unter die Regeln einer (muslimischen) Parallelgesellschaft. Und diese wiederum wird als Bedrohung unserer freien Gesellschaft gesehen, mit dem Anspruch, ihre Regeln und Vorschriften mittelfristig auch in unserem Land durchzusetzen.
Diesen Widerspruch aufzulösen, und das Tragen eines Kopftuchs als individuelle Entscheidung wahrzunehmen und zu akzeptieren, ohne damit dem Anspruch einiger muslimischer Gruppen nachzugeben, mitten in unserer Gesellschaft ihre Glaubensbrüder und -schwestern kontrollieren zu wollen, ist die eigentliche Herausforderung.

Ich muss leider zugeben, selbst mir, als leidenschaftlichem Verfechter der individuellen Freiheit, fällt das manchmal schwer. Dennoch dürfen wir nicht aufhören, diese Differenzierung (die bei vielen anderen Problemen unserer Zeit übrigens ähnlich prekär ist) aufrecht zu erhalten und Verständnis dafür zu verbreiten. Dies ist die Grundlage einer liberalen, humanistischen und emanzipatorischen Gesellschaft.

12 thoughts on “Kopftuch-Problematik

  1. Wow. jetzt hasz DU es geschafft 1 zu 1 auszudrücken, was ich denke. Ich hatte schon öfter angefangen, zu dem Thema was zu schreiben, aber es passte nie. Und nun schreibst Du genau das, was ich nicht formulieren konnte. Wer behauptet immer, dass er das nicht kann 😉

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  2. “Jedoch sehe ich genau in dieser Tatsache schon den ersten Ansatz für Kritik: warum soll etwas für Frauen gelten, für Männer aber nicht?”

    Ich glaube nicht, dass die in Deutschland irgendwer untersagt als Mann ein Kopftuch zu tragen.

    “Für mich persönlich gilt: Eine Religion, die nicht meinem Glauben entspricht, kann ich für mich selbst nicht akzeptieren.”

    Interessantes Mittel, um zu suggerieren, dass der Islam eigentlich nicht dem Glauben der Menschen entspricht…
    Ich denke allerdings, daß Gegenteil ist der Fall und die meisten Menschen vertreten die Religion, die eben ihrem Glauben entspricht!

    In allen muslimisch geprägten Ländern werden Meinungsfreiheit, Religionausübung und die Wahl des individuellen Lebensentwurfs unter den Vorbehalt gestellt, mit dem Islam vereinbar zu sein.”

    In allen christlich geprägt Ländern werden Meinungsfreiheit, Religionsausübung und die Wahl des individuellen Lebensentwurfs unter den Vorbehalt gestellt, mit dem Christentum vereinbar zu sein.
    Wo ist jetzt der Unterschied?

    “In allen muslimisch geprägten Ländern werden Frauen als Menschen zweiter Klasse betrachtet und systematisch unterdrückt.”

    Hier versuchst du über eine Religion, einen Glauben zu urteilen, dem du nicht verstehst… Unterhalte dich doch mal mit muslimischen Frauen, ob sie das genauso sehen wie du!
    Denke nicht, dass da der Fall ist!

    “Meinungs- und Religionsfreiheit sind unumstritten, Frauen sind, zumindest auf dem Papier, gleichberechtigt.”

    Natürlich sind diese Freiheiten auch in Deutschland nicht unumstritten. Warum ist es akzeptabel, wenn ich manchen Gegenden beinahe stündlich die Kirchenglocken läuten, aber es sofort heftigen Widerspruch gibt, wenn der Muezzin zum Gebet rufen möchte.
    Warum ist es gesellschaftlich akzeptiert, wenn Erdogan im TV aufs übelste beleidigt wird, man aber nicht die Meinung äußern darf, der Holocaust habe nicht stattgefunden?
    Nein, Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit sind ganz bestimmt nicht unumstritten!
    Das reden sich diejenigen, dessen Religion hier zuerst akzeptiert ist nur gerne ein.

    “Ich muss leider zugeben, selbst mir, als leidenschaftlichem Verfechter der individuellen Freiheit, fällt das manchmal schwer.”

    Mit fällt es leider schwer zu glauben, dass du ein leidenschaftlicher Verfechter der individuellen Freiheit bist, wenn du die Werte und Meinungen anderer so stark abwertest.
    Was bedeutet diese Charakterisierung für dich?

    Würde mich übrigens über Antworten freuen!
    Viele grüße,
    Miria

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    1. Liebe Miria,

      Vielen Dank für deinen ausführlichen und aufmerksamen Kommentar!
      Ich freue mich darüber, dass endlich mal jemand meine Thesen hinterfragt und Diskussion darüber einfordert.

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      Ich glaube nicht, dass die in Deutschland irgendwer untersagt als Mann ein Kopftuch zu tragen.
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      Da gebe ich dir recht! 🙂
      Das hatte ich mit meiner Aussage allerdings auch nicht gemeint. Mir persönlich kommt es vielmehr befremdlich vor, wenn irgendwelche Gesetze, Regeln oder Gebote einen Unterschied machen zwischen Mann und Frau. Wir sind schließlich alle Menschen, und alle Regeln und Gesetze sollten für alle gleichermaßen gelten.
      Meine konkrete Kritik ist also: Wenn der Islam eine Regel aufstellt, dass niemand, ohne seine Haare zu verhüllen, das Haus verlassen darf, so müssten nach meinem Gleichheitsverständnis auch alle muslimischen Männer mit Kopftuch (oder einem entsprechenden Äquivalent) herumlaufen müssen.
      Diese Kritik betrifft übrigens keinesfalls nur den Islam. Auch im Christentum wimmelt es von solchen geschlechtsspezifischen Regeln. Allen voran das Verbot des Priestertums für Frauen in der Römisch-Katholischen Kirche.

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      “Für mich persönlich gilt: Eine Religion, die nicht meinem Glauben entspricht, kann ich für mich selbst nicht akzeptieren.”

      Interessantes Mittel, um zu suggerieren, dass der Islam eigentlich nicht dem Glauben der Menschen entspricht…
      Ich denke allerdings, daß Gegenteil ist der Fall und die meisten Menschen vertreten die Religion, die eben ihrem Glauben entspricht!
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      Hier war meine Aussage wohl missverständlich. Gemeint war, dass ich selbst meinen persönlichen Glauben so auslege. wie ich das für richtig halte. Ich orientiere mich dabei an dem, was andere Menschen bereits erkannt und aufgeschrieben haben, aber ich behalte mir vor, religiöse Regeln und Gebote, die ich für unsinnig oder überholt halte, zu ignorieren oder sogar abzulehnen.
      Wichtig ist dabei, dass ich einen großen Unterschied mache zwischen weltlichen Gesetzen, die dazu dienen, das Zusammenleben der Menschen in einer Gesellschaft zu regeln, und religiösen Regeln, deren Zweck es ist, mich selbst zu einem besseren Menschen zu machen.
      Gesetze sind im Konsens einer Gesellschaft entstanden und können auch nur im Konsens geändert werden. Sie zu befolgen, ist für das Funktionieren einer Gesellschaft essentiell.
      Religiöse Regeln sind dagegen individuell. Jeder Mensch entscheidet sich dafür oder dagegen sie zu befolgen, und solange sie nicht mit weltlichen Gesetzen kollidieren, sollte dass auch jedem Menschen zugestanden werden. Ich akzeptiere keine Autorität eines Priesters, Imams oder Papstes, ja nicht mal eines Propheten über meinen persönlichen individuellen Glauben und wie ich ihn zu leben habe.
      Das ist aber meine eigene, persönliche Betrachtungsweise. Jeder Mensch darf das für sich anders sehen, solange er/sie nicht versucht, andere damit unter Druck zu setzen.

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      “In allen muslimisch geprägten Ländern werden Meinungsfreiheit, Religionausübung und die Wahl des individuellen Lebensentwurfs unter den Vorbehalt gestellt, mit dem Islam vereinbar zu sein.”

      In allen christlich geprägt Ländern werden Meinungsfreiheit, Religionsausübung und die Wahl des individuellen Lebensentwurfs unter den Vorbehalt gestellt, mit dem Christentum vereinbar zu sein.
      Wo ist jetzt der Unterschied?

      “In allen muslimisch geprägten Ländern werden Frauen als Menschen zweiter Klasse betrachtet und systematisch unterdrückt.”

      Hier versuchst du über eine Religion, einen Glauben zu urteilen, dem du nicht verstehst… Unterhalte dich doch mal mit muslimischen Frauen, ob sie das genauso sehen wie du!
      Denke nicht, dass da der Fall ist!
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      Diese Aussagen von mir sind zugegebenermaßen pauschalisierend, und deine Kritik daran ist berechtigt. Vermutlich gibt es da auch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Staaten.
      Dennoch denke ich, dass hier in Deutschland der Einfluss von Religion auf die Gesellschaft bei weitem nicht so groß ist, wie in den meisten islamisch geprägten Staaten. Obwohl er sicher auch hier noch nicht völlig verschwunden ist (Stichwort: “Homo-Ehe).
      Beim zweiten Punkt finde ich deine Argumentation allerdings problematisch. Du argumentierst mit Hinweisen auf die Religion gegen meine Kritik an weltlicher (wenn auch religiös motivierter) Gesetzgebung.

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      “Meinungs- und Religionsfreiheit sind unumstritten, Frauen sind, zumindest auf dem Papier, gleichberechtigt.”

      Natürlich sind diese Freiheiten auch in Deutschland nicht unumstritten. Warum ist es akzeptabel, wenn in manchen Gegenden beinahe stündlich die Kirchenglocken läuten, aber es sofort heftigen Widerspruch gibt, wenn der Muezzin zum Gebet rufen möchte.
      Warum ist es gesellschaftlich akzeptiert, wenn Erdogan im TV aufs übelste beleidigt wird, man aber nicht die Meinung äußern darf, der Holocaust habe nicht stattgefunden?
      Nein, Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit sind ganz bestimmt nicht unumstritten!
      Das reden sich diejenigen, dessen Religion hier zuerst akzeptiert ist nur gerne ein.
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      Auch hier muss ich dir leider recht geben. Anspruch und Wirklichkeit klaffen hier des öfteren weit auseinander.
      Erdogan ist ein eigenes Thema. hier nur soviel: Ich mag ihn nicht. Er ist ein selbstgefälliger, arroganter Machpolitiker und steht für mich auf der selben Stufe wie Donald Trump und Wladimir Putin. Solche Politiker brauchen wir nicht. Was allerdings kein Grund ist, ihn übelst unter der Gürtellinie zu beleidigen.
      Die Aussage,der Holocaust habe nicht stattgefunden, mag per se eine (widerlegbare) Meinungsäußerung sein, aber sie dient nur dazu, die Täter des schlimmsten Verbrechens der Menschheitsgeschichte zu schützen. Deshalb finde ich es korrekt, sie unter Strafe zu stellen. Sie stellt gewissermaßen eine Verleumdung höchsten Grades dar.

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      “Ich muss leider zugeben, selbst mir, als leidenschaftlichem Verfechter der individuellen Freiheit, fällt das manchmal schwer.”

      Mit fällt es leider schwer zu glauben, dass du ein leidenschaftlicher Verfechter der individuellen Freiheit bist, wenn du die Werte und Meinungen anderer so stark abwertest.
      Was bedeutet diese Charakterisierung für dich?
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      Ich bin mir nicht sicher, ob du die letzten beiden Abschnitte meines Artikels richtig interpretiert hast. Dort habe ich ja explizit darauf hingewiesen, dass meine Vorstellung von individueller Freiheit, gerade was Muslime angeht, in der aktuellen öffentlichen Diskussion eben gerade NICHT sehr oft vorkommt, sondern diese überwiegend zur Pauschalisierung neigt.
      Allerdings gilt die Freiheit auch anders herum: Niemand darf eine Muslima dazu zwingen, ein Kopftuch zu tragen, wenn sie das nicht will.

      Ich bin mir nicht so ganz bewusst, wodurch ich die Werte und Meinungen anderer abgewertet haben soll. M.e. habe ich nur gesagt, dass jeder für sich alleine entscheiden können muss. Du darfst das aber gerne noch etwas genauer ausführen.

      Herzliche Grüße
      hataibu

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      1. Zunächst einmal danke sich für deine ausführliche Antwort.

        “Mir persönlich kommt es vielmehr befremdlich vor, wenn irgendwelche Gesetze, Regeln oder Gebote einen Unterschied machen zwischen Mann und Frau. Wir sind schließlich alle Menschen, und alle Regeln und Gesetze sollten für alle gleichermaßen gelten.”

        Frauen und Männer sind unterschiedlich! Körperlich eindeutig. Selbst die deutsche Gesetzgebung macht hier Unterschiede: zum Beispiel Wehrpflicht (auch wenn gerade ausgesetzt) oder versuch mal als Frau mit nacktem Oberkörper durch die Stadt zu laufen wie es im Sommer einige Männer tun.

        Mir kommt das nicht befremdlich vor, sondern es ist schlicht normal, unterschiedliche Menschen unterschiedlich zu behandeln. Wie weit das allerdings in Regeln und Garten widergespiegelt werden sollte, dazu gibt es sicher unterschiedliche Meinungen.
        Und im Bezug auf Religion sehe ich da wenig Probleme, da ich diese immer als eine individuelle Entscheidung betrachte, bei der jeder Menschen weiß, was eben seine Religion und Glaube mitbringt. (Lassen wir mal außen vor, dass meist Eltern versuchen einem Kind die eigene Religion schmackhaft zu machen.)

        Du schreibst ja selbst:

        “Religiöse Regeln sind dagegen individuell. Jeder Mensch entscheidet sich dafür oder dagegen sie zu befolgen, und solange sie nicht mit weltlichen Gesetzen kollidieren, sollte dass auch jedem Menschen zugestanden werden.”

        Dem stimme ich zu.

        “Dennoch denke ich, dass hier in Deutschland der Einfluss von Religion auf die Gesellschaft bei weitem nicht so groß ist, wie in den meisten islamisch geprägten Staaten. Obwohl er sicher auch hier noch nicht völlig verschwunden ist (Stichwort: “Homo-Ehe).”

        Und das denkst du nur, weil in Deutschland vermeintlich “deine” (auch wenn du nicht mit allen Inhalten konform gehst) Religion die vorherrschende ist. Wenn man beispielsweise Deutschland mit der Türkei vergleicht, so ist hier der Einfluss der Religion noch vor ein paar Jahren, als ich dort war, um einiges größer als in der Türkei, die immer auf einer strikten Trennung zwischen Religion und Staat bestand. Dies hat sich unter Erdogan etwas geändert.
        Dazu auch, wie groß der Einfluss der Religion in Deutschland ist:
        – Kirchen sind im Großteil an allgemeinen Versorgung beteiligt: Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen. Das führt dazu, dass Angestellte sich dem kirchlichen Bild unterwerfen müssen (Stichwort Tendenzbetrieb), Schulkinder Gottesdienste besuchen müssen als Pflichtveranstaltung, es sehr schwierig ist in manchen Krankenhäusern die Pille danach zu bekommen
        – Kirchensteuer wird staatlich eingerieben
        – Kirchenglocken zählen wie bereits erwähnt zu egal welcher Zeit nicht als Ruhestörung

        Zu Homo- Ehe hatte ich mal einen Text geschrieben, der in dem Zusammenhang auch interessant sein könnte:

        http://nur-miria.blogspot.it/2013/04/statement-gegen-die-homo-ehe.html?

        “Beim zweiten Punkt finde ich deine Argumentation allerdings problematisch. Du argumentierst mit Hinweisen auf die Religion gegen meine Kritik an weltlicher (wenn auch religiös motivierter) Gesetzgebung.”

        Ich hatte es so verstanden, dass du dich auf die Religion beziehst, da du von muslimisch geprägten Ländern gesprochen hast und nicht beispielsweise von arabischen Ländern.

        “Ich mag ihn nicht. Er ist ein selbstgefälliger, arroganter Machpolitiker und steht für mich auf der selben Stufe wie Donald Trump und Wladimir Putin. Solche Politiker brauchen wir nicht.”

        Ich stehe den genannten neutral gegenüber, würde aber sagen, dass Donald Trump im Vergleich zu Hillary Clinton noch das kleinere Übel ist.
        Ich finde es immer problematisch (und verdächtig), wenn deutsche Medien einhellig eine Meinung vertreten und rate diesbezüglich auch dazu, sich über internationale Medien zu informieren, dann sieht oft so mancher Sachverhalt anders aus. Das nur am Rand.

        “Die Aussage,der Holocaust habe nicht stattgefunden, mag per se eine (widerlegbare) Meinungsäußerung sein, aber sie dient nur dazu, die Täter des schlimmsten Verbrechens der Menschheitsgeschichte zu schützen. Deshalb finde ich es korrekt, sie unter Strafe zu stellen.”

        Die Täter sind alle bestraft oder befinden sich in aktuellen Verfahren. Durch diese Aussage Täter schützen zu wollen, wäre lächerlich.
        Ich finde es einfach eine legitime Meinung, insbesondere da es sich hier um etwas in der Vergangenheit handelt, zu dem Zeitpunkt viele Menschen nicht einmal geboren waren.
        Eine Meinung unter Strafe zu stellen finde ich eine Unverschämtheit in einem Land, welches sich mit Meinungsfreiheit rühmt.
        Und mit Verleumdung hat das gar nichts zu tun, da es sich um eine Aussage über ein geschichtliches Geschehen handelt und nicht um eine Behauptung auf eine bestimmte Person bezogen.

        “Ich bin mir nicht so ganz bewusst, wodurch ich die Werte und Meinungen anderer abgewertet haben soll. M.e. habe ich nur gesagt, dass jeder für sich alleine entscheiden können muss. Du darfst das aber gerne noch etwas genauer ausführen.”

        – Du hast teilweise frauenfeindliche Gesetzgebung mit dem Islam in Verbindung gebracht.
        – Du hast nicht erkannt, dass die Trennung von Kirche und Staat in Deutschland eben nicht so ist wie es wünschenswert wäre, sondern den Idealzustand als vorhanden angenommen
        – Du hast es pauschal als negativ beurteilt, wenn Frauen und Männer anders behandelt werden (ohne zu erkennen, dass das auch die deutsche Gesetzgebung tut)

        Insgesamt kam mir der Text ein wenig so vor, dass du den Splitter im Auge des anderen siehst, aber das eigene Brett vor dem Kopf nicht…

        Liebe Grüße,
        Miria

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  3. Zunächst muss ich wohl deutlicher differenzieren zwischen meinen eigenen Vorstellungen einerseits, und den gesetzlichen Realitäten in Deutschland (bzw. Europa) andererseits.
    Richtig ist, dass die gesetzliche Lage tatsächlich nicht immer meinen Vorstellungen entspricht, was man an folgenden Punkten, die du ja auch angesprochen hast, sehen kann:

    1)
    Realität:
    Es gibt in Deutschland keine vollständige Trennung zwischen Staat und (christlicher) Kirche. Der Staat zieht für die Kirchen die Mitgliedsbeiträge (“Kirchensteuer”) ein, eine ganze Reihe staatlicher Aufgaben werden zumindest teilweise an kirchliche Institutionen delegiert, und der Staat erlaubt kirchlichen Institutionen sogar Abweichungen von gesetzlich garantierten Grundrechten (z.B. bei der Kündigung von wiederverheirateten Geschiedenen).

    Meine Meinung:
    Religion, und damit auch Kirchen, sind Privatsache. Der Staat hat sich aus allem herauszuhalten, was Kirchen und religiöse Vereinigungen angeht, solange diese sich im Rahmen der Gesetze bewegen.

    Andererseits haben die Regeln und Gesetze des Staates jederzeit Vorrang vor religiösen Regeln, falls diese in Konflikt zueinander stehen. D.h. auch die Kirchen haben sich ohne Sonderbehandlung an die geltenden Gesetze zu halten.

    Insbesondere hat der Staat eine Fürsorgepflicht gegenüber Kindern und Jugendlichen, die im Rahmen einer Religionsgemeinschaft aufwachsen. Diese müssen in der Lage sein, sich eine eigene Meinung zu bilden und, falls das ihr Wunsch sein sollte, auch jederzeit die Gemeinschaft verlassen, und/oder sich einer anderen Religion anschließen können. Hierfür ist es z.B. sinnvoll, ein Schulfach “Ethik und vergleichende Religionswissenschaften” verbindlich in der Schule anzubieten.

    Übrigens: Auch der Atheismus ist dabei gleichberechtigt neben den Religionen zu betrachten (Auch wenn er streng genommen gar keine ist).

    2)
    Realität:
    Frauen und Männer sind zwar formal gleichberechtigt (steht ja ausdrücklich so im deutschen Grundgesetz), aber tatsächlich werden weiterhin von Gesetzes wegen Unterschiede zwischen beiden gemacht (siehe auch deine Beispiele). Außerdem wird das Geschlecht jedes einzelnen Bürgers von Gesetzes wegen erfasst, Namen werden je nach Geschlecht vorgeschrieben etc.

    De Facto ist die Gleichberechtigung aller Menschen noch weniger gegeben. Man schaue sich nur die unterschiedlichen Gehälter an, oder die unterschiedlichen Berufserwartungen, die an Mädchen und Jungen gestellt werden. Hier könnte man noch eine Vielzahl weiterer Beispiele bringen.

    Meine Meinung:
    Ob ein Mensch Mann oder Frau ist, darf für seine/ihre Rechte und Pflichten vor dem Gesetz und für seine/ihre Rolle in der Gesellschaft keinerlei Auswirkung haben. Jedes Individuum entscheidet für sich selbst, wer er/sie sein will. Aus dieser Entscheidung hat sich der Staat, und auch andere Menschen, herauszuhalten. So ist es z.B. auch nicht nötig, das Geschlecht eines Kindes bei der Geburt amtlich zu erfassen.

    Damit will ich keinesfalls bestreiten, dass es Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt. Aber es ist Sache des einzelnen Menschen, welche Bedeutung diese Unterschiede für ihn selbst haben.

    Deinen Artikel zur “Homo-Ehe” habe ich gelesen, und ich stimme deiner Argumentation in vollem Umfang zu. Sie sagt eigentlich genau dasselbe aus, was ich im vorigen Abschnitt geschrieben habe, nämlich das alle Menschen vor dem Gesetz gleich sein sollen. Ich sehe jedoch keinen Grund, den Namen “Ehe” diesen Partnerschaften vorzuenthalten.

    Was Donald Trump angeht, sind wir beide wohl unterschiedlicher Meinung:
    Dass Trump gegenüber Clinton das kleinere Übel wäre, sehe ich nicht so. Auch ich bin nicht mit allem einverstanden, was Clinton vertritt, aber sie hat eine im wesentlichen ausgewogene politische Haltung (manche werfen ihr ja gerade das vor) und ist von ihrer Kompetenz her durchaus in der Lage, das Präsidentenamt auszufüllen.

    Trump hingegen repräsentiert fast alles, was ich verabscheue: Er ist rassistisch, chauvinistisch, sexistisch, hat keinen Respekt vor den Lebensentwürfen anderer, sieht Gewalt als probates Mittel gesellschaftliche Konflikte zu lösen etc.

    Darüberhinaus ist er inkompetent. In seinen Reden hat er schon mehrfach gezeigt, dass er keine große Ahnung hat vom Wesen der großen Konflikte in Welt, ja sogar oft nicht mal zur geografischen Einordnung der Konflikte in der Lage ist. Und so jemand soll eines der mächtigsten Länder der Welt regieren?

    Eine letzte Anmerkung:
    Ich verlasse mich keinesfalls nur auf deutsche Mainstream-Medien, sondern informiere mich sehr wohl auch mittels internationaler Medien. Insbesondere nutze ich auch eine ganze Reihe von weltanschaulich unterschiedlichen, alternativen Informationsquellen, wie Blogs, Twitter, NGO-Informationsdienste etc.

    so, jetzt freue ich mich wieder auf deine Antwort.

    Liebe Grüße
    hataibu

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    1. Entschuldige, dass es diesmal etwas länger gedauert hat, hier meine Antwort:

      “D.h. auch die Kirchen haben sich ohne Sonderbehandlung an die geltenden Gesetze zu halten.”

      Bedeutet das, du möchtest die Sonderrechte für Tendenzbetriebe abschaffen?

      “Außerdem wird das Geschlecht jedes einzelnen Bürgers von Gesetzes wegen erfasst, Namen werden je nach Geschlecht vorgeschrieben etc.”

      Würde das Geschlecht nicht erfasst werden, wäre es nicht möglich Statistiken über Verteilung der Geschlechter zu erstellen und so wird eventuelle Ungleichheiten und Diskriminierung aufmerksam zu werden.

      Die Piratenpartei hat dies bereits versucht und da Geschlecht ihrer Mitglieder nicht erfasst… Wie sich das entwickelt hat, kann man leicht nachlesen…

      “Man schaue sich nur die unterschiedlichen Gehälter an, oder die unterschiedlichen Berufserwartungen, die an Mädchen und Jungen gestellt werden.”

      Da hat weniger mit Gleichberechtigung als mit Gleichstellung zu tun, dies bitte nicht verwechseln.

      “Damit will ich keinesfalls bestreiten, dass es Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt. Aber es ist Sache des einzelnen Menschen, welche Bedeutung diese Unterschiede für ihn selbst haben.”

      Richtig. Und wo ist es also das Problem, wenn ein Mensch für sich entscheidet, nach den Regeln einer Religion zu leben, die diesen Unterschieden eine größere Bedeutung bemisst als du es beispielsweise tust? Eine Muslima, die ein Kopftuch trägt, tut dies, weil sie sich dazu entschieden hat.

      Liebe Grüße,
      Miria

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  4. Kein Stress.
    Wir müssen hier ja keine Termine einhalten 🙂

    “Bedeutet das, du möchtest die Sonderrechte für Tendenzbetriebe abschaffen?”

    Eindeutig: Ja !

    “Würde das Geschlecht nicht erfasst werden, wäre es nicht möglich Statistiken über Verteilung der Geschlechter zu erstellen und so wird eventuelle Ungleichheiten und Diskriminierung aufmerksam zu werden.”

    Mit diesem Argument könntest du aber auch die Erfassung der Hautfarbe begründen. Dies würde jedoch sofort (zu Recht) als Rassismus aufgefasst.

    Grundsätzlich sehe ich das nicht so dogmatisch. Problematisch ist es jedoch für diejenigen Menschen, deren Geschlechtsidentität uneindeutig oder abweichend ist.

    “Da hat weniger mit Gleichberechtigung als mit Gleichstellung zu tun, dies bitte nicht verwechseln.”

    Kannst du mir diese Unterscheidung bitte genauer erläutern?

    “Und wo ist es also das Problem, wenn ein Mensch für sich entscheidet, nach den Regeln einer Religion zu leben, die diesen Unterschieden eine größere Bedeutung bemisst als du es beispielsweise tust?”

    Für mich persönlich gibt es kein Problem: Wenn es die freie Entscheidung der individuellen Person ist, dann akzeptiere ich das.

    Lese dir am besten den ursprünglichen Text nochmal durch. Meine Absicht war es ja, die Mechanismen der (in der deutschen Gesellschaft weit verbreiteten) Ablehnung von Frauen mit Kopftuch zu analysieren. Dabei kam ich zu der Erkenntnis, dass diese Ablehnung hauptsächlich auf Vorurteilen und Pauschalisierung beruht.

    Abschließend vielleicht noch folgendes:

    Das Recht einer Frau, Kopftuch zu tragen ist für mich unbestritten! Genauso wie das Recht jedes Menschen, sich den Regeln seiner persönlichen Religion freiwillig zu unterwerfen (solange keine Gesetze verletzt werden).

    Jeder Versuch jedoch, religiöse Regeln gewaltsam durchzusetzen (Auch z.B. das Drohen mit Kündigung ist Gewalt) widerspricht meiner Auffassung einer freiheitlichen Gesellschaft.

    Das heißt auch nicht, das mir persönlich alles gefallen muss.
    Ich werde weiterhin versuchen, Menschen davon zu überzeugen, dass religiöse Regeln, die weltliche Dinge, wie z.B. Kleidung, Nahrung und Sexualität betreffen, nicht von Gott kommen.
    Das einzige, was Gott uns vorschreibt, ist, respektvoll miteinander umzugehen und anderen Menschen niemals zu schaden.

    Liebe Grüße
    hataibu

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  5. “Mit diesem Argument könntest du aber auch die Erfassung der Hautfarbe begründen. Dies würde jedoch sofort (zu Recht) als Rassismus aufgefasst.

    Grundsätzlich sehe ich das nicht so dogmatisch. Problematisch ist es jedoch für diejenigen Menschen, deren Geschlechtsidentität uneindeutig oder abweichend ist.”

    Die Herkunft wird erfasst. Und natürlich wird auch ein Vorkommen von Rassismus anhand dessen untersucht.

    Man könnte für Menschen, die sich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen eine mögliche dritte Kategorie einführen. Auch hierzu wäre es beispielsweise interessant, spezielle Diskriminierung von Trans und anderen zu untersuchen.

    “VDas heißt auch nicht, das mir persönlich alles gefallen muss.
    Ich werde weiterhin versuchen, Menschen davon zu überzeugen, dass religiöse Regeln, die weltliche Dinge, wie z.B. Kleidung, Nahrung und Sexualität betreffen, nicht von Gott kommen.
    Das einzige, was Gott uns vorschreibt, ist, respektvoll miteinander umzugehen und anderen Menschen niemals zu schaden.”#

    Du versuchst also andere Menschen von deiner Religion zu überzeugen. Dann wirf doch nicht anderen vor, dass sie das ebenfalls tun.

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    1. @ Miria Deine Haltung zu haitabus Anmerkung, dass eine Verschleierung im Islam eben lediglich für Frauen vorgeschrieben ist (oder das zumindest so interpretiert wird) ist mir weitgehend unverständlich. Inwiefern begründet deiner Meinung nach eine Unterschiedlichkeit der Geschlechter (wie auch immer Du diese definierst) eine (angeblich) religiöse Vorschrift der Verschleierung nur für ein Geschlecht? Ein religiöses Symbol, also ein Symbol der Art “Ich bin …” muss für alle Mitglieder einer Religion gelten. Ansonsten transportiert das “religiöse Symbol” offenbar eine darüber hinausgehende Symbolik. In diesem Fall wäre das die “sittsame Frau” und eine Vorstellung von sexueller Reinheit, die hochproblematisch ist.

      Übrigens ist es rein rechtlich Frauen möglich “oben ohne” zu gehen, es ist lediglich gesellschaftlich nicht akzeptiert (leider). Oder meinst Du die Situation in den USA?

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  6. Für’s Privatleben gibt es m.W. in einem demokratischen Rechtsstaat keine Bekleidungsvorschriften, solange jemand nicht in der Öffentlichkeit nackt herumläuft oder z.B. eine (staatliche) Dienstkleidung missbräuchlich verwendet.

    Glauben darf ohnehin jede und jeder, was sie / er will.
    Die Bekenntnisfreiheit ist im Artikel 4 GG garantiert (die aber keine Handlungsfreiheit ist), ebenso die ungestörte Religionsausübung. Damit ist allerdings längst nicht die uneingeschränkte Religionsausübung gemeint, denn die Religionsausübung ist selbstverständlich nur im Rahmen geltender Gesetze zulässig.

    Problematisch wird es, wenn jemand im Berufsleben, insbesondere im staatlichen Dienst, irgendwelche tatsächlichen oder vermeintlichen religiösen oder sonstige weltanschaulichen (Bekleidungs-)Vorschriften über die Gesetze des Staates stellt.

    Der Artikel 140 GG, hier Artikel 136 WRV, besagt im Satz 1:

    “(1) Die bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten werden durch die Ausübung der Religionsfreiheit weder bedingt noch beschränkt.”

    Das bedeutet, so wie ich es verstehe, dass die Ausübung der Religionsfreiheit bezüglich der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten keine rechtsetzende Wirkung entfaltet. Mit anderen Worten, entstehen dadurch keine Sonderrechte, die jemand für sich beanspruchen könnte. Denn es gilt das allgemeine und gleiche Recht, nicht das individuelle Sonderrecht für Herrn oder Frau XY.

    Im Islam ist bislang leider nicht das vollzogen, was Christentum und Judentum in Europa mit der Europäischen Aufklärung durchgemacht haben, also die Beschränkung der Macht des Religiösen und seiner Vertreter und daraus resultierend die Möglichkeit, alles Religiöse (auch aus den eigenen Reihen heraus !) ungestraft hinterfragen und kritisieren zu dürfen.

    By the way, im Nahen Osten tragen viele Männer “Kopftuch”. Schau z.B. mal Bilder des Königs von Saudi-Arabien an. Der tritt in der Öffentlichkeit immer mit einem Tuch auf dem Kopf auf …

    Eckhardt Kiwitt, Freising

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